Wir, Parknutzende, Anwohnende und Mitarbeitende in den vielen Gruppen und Einrichtungen rund um den Görlitzer Park wundern uns über die in einigen Medien verbreiteten Ideen und Schnellschlüsse.

Mit uns hat niemand über eine Einzäunung des Parks oder gar eine
abendliche Schließung gesprochen.

Mit Blick auf die gescheiterte und kostspielige Null-Toleranz-Strategie
halten wir diese und andere rückwärtsgewandte Vorschläge für
wenig durchdachte Schnellschüsse, die die Situation vor Ort kaum
verbessern werden. Es würde sicher mehr
als eine Million Euro
im Jahr kosten, um eine dauerhafte
Einzäunung und Bewachung des Parks zu gewährleisten. Wir möchten
dieses Geld lieber in nachhaltigen Positionen für unseren Kiez
einsetzen!

Die Nachbarschaften und der Görlitzer Park sind nach wie vor sehr
beliebte Treffpunkte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Natürlich gibt es Probleme und teilweise auch Gewalt, denen wir seit
Jahren gegenüberstehen.

Im Jahr 2016 haben Anwohnende, Mitarbeitende und das Bezirksamt
Friedrichshain-Kreuzberg das “ Handlungskonzept
Görlitzer Park ” gemeinsam erarbeitet. Damals wandten sich
Anwohnende an den Senat um Hilfe und bekamen zur Antwort: “
Entwickelt ein Konzept und dann stellen wir Gelder zur Verfügung. ”.

Das Konzept liegt vor und wurde auf Seiten des Bezirks und der
Mitarbeitenden umgesetzt:

  • Der Park wird täglich von einem BSR-Team gereinigt.
  • Es sind wesentlich mehr Abfallkörbe installiert.
  • Das Bezirksamt hat eine Stelle für den/die Parkmanager*In im Straßen- und Grünflächenamt geschaffen.
  • Und die Parkläufer sind täglich als AnsprechpartnerInnen im Park und teilweise auf den angrenzenden Straßen unterwegs.

Damit ist das Handlungskonzept aber nur teilweise umgesetzt.

  • Die kulturelle Aktivierung ist bislang nicht verstärkt.
  • Es fehlen Sport und Integrationsangebote, besonders in den östlich gelegenen Parkteilen.
  • Für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Park gibt es keinen Treffpunkt und bis auf ein kleines Beratungsangebot auch keine durchgehende Betreuung.
  • Auch die vielen Wohnungs- und Obdachlosen werden nur unzureichend betreut und an die vorhandenen Hilfsstrukturen vermittelt.
  • Das Ordnungsamt des Bezirks ist zu den Nachtzeiten, insbesondere zwischen 0:00 und 6:00 Uhr nicht aktiv und für Anwohnende auch tagsüber nur schlecht erreichbar.
  • Viele der Geflüchteten im Park dürfen nicht legal arbeiten. Einige von Ihnen gehen deshalb verbotenen Tätigkeiten nach, da sie ihre Familien unterstützen und in manchen Fällen auch Schulden aus den Monaten und Jahren ihrer Flucht abtragen müssen.

Wir glauben, dass sich die sozialen Probleme unserer Kieze und des Parks nicht mit mehr Aussperrung, Repression oder Videoüberwachung lösen lassen. So haben sich auch Beamte des zuständigen Polizeiabschnitts bei unseren regelmäßig stattfindenden Abstimmungsgesprächen geäußert.

  • eine konsequente Umsetzung des erarbeiteten und beschlossenen Handlungskonzeptes,
  • durchgehende Präsenz von MitarbeiterInnen mit Ordnungsbefugnissen in den Kiezen und im Park;
  • Ausdehnung der ParkläuferInnen auf die angrenzenden Kieze;
  • Ausweitung der Einsatzzeiten über 22:00 Uhr hinaus, wie es auch von den Parkläufern immer wieder gefordert wird;
  • sowie eine dauerhafte Finanzierung der notwendigen kulturellen,  und aufsuchenden sozialen Arbeit in den Kiezen und im Görlitzer Park

Wir brauchen Menschen statt Zäune.

Berlin,
13. August 2019

Parkrat Görlitzer Park

Straßen und Grünflächenamt des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin

Parkmanagement Görlitzer Park

Bantabaa e.V.

Joliba e.V.